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AutorenbildMiriam Rosenbohm

BM-Mediationsfestival 2024 in Hanau

Mindfulness – besser streiten in Gesellschaft, Politik und Arbeitswelt


Am 27. und 28.09.2024 war es soweit: Der Kongress des Bundesverband für Mediation e.V., der alle zwei Jahre stattfindet, lud Mediatorinnen und Mediatoren aus ganz Deutschland zum Austausch, Lernen, Netzwerken und Verbinden ein. Ich war das erste Mal in Präsenz dabei, nachdem ich während der Pandemie 2020 eine unglaublich kraftvolle Online-Veranstaltung erleben durfte. Dieses Jahr sollte es ein Mediationsfestival werden.


Der BM heißt willkommen vor dem Kongresszentrum in Hanau mit einem Plakat "Open your mind"
Eingang Kongresszentrum Hanau

Obwohl mich am Anreisetag noch stürmisches, nasses Wetter begrüßte, schien pünktlich zum Kongressauftakt die Sonne auf den Schlosspark und das Kongresszentrum Hanau, ein modernes, helles und freundliches Gebäude, das den Park in seine Architektur mit einschließt. Wunderbar effektvoll und ein erster Moment für Achtsamkeit: das langsame Öffnen der Rollläden bei der Begrüßung durch den Vorstand. Der Blick auf das satte Grün der alten Bäume des Parks betörte, es herrschte zufriedene Stille, durchbrochen von anerkennenden Aahs und Oohs. Eine gemeinsame Achtsamkeitsübungen mit allen 300 Teilnehmenden sorgte für Konzentration und innere Ruhe.


Der Vorstand des Bundesverbandes bei der Begrüßung
Der Vorstand des BM bei der begrüßung

Keynotes mit Stoff und Zunder


Die erste Keynote drehte sich um die launige, unterhaltsame und pfeffrige Geschichte von Unternehmerin Sina Trinkwalder, Gründerin von MANOMAMA, die auf soziales, nachhaltiges und faires Unternehmertum setzt und damit den Sinnaspekt in der Wirtschaft prägt. Am Nachmittag folgte dann der Vortrag von Dr. Rainer Becker, dem es um die Definition und Klärung des Haltungsbegriffes in polarisierenden Zeiten ging. Hochkomplex, nachdenklich machend, Hoffnung und Glauben an die Demokratie – das sind einige Stichworte, die der Vortrag des Demokratieexperten in mir auslöste.

Am Folgetag sprach Claus Kaminsky, Oberbürgermeister der Stadt Hanau sichtlich bewegt und bewegend über seine Stadt, ein besonderer Ort. Ich empfand tiefe Dankbarkeit, Hanau und auch Menschen kennenzulernen, die ihre Stadt lieben, prägen und in schweren Zeiten nicht aufgegeben haben. Die letzte Keynote des Festivals hielt Susanne Strobach. Die Gründerin der Achtsamkeits-Akademie in Wien, der ersten Anlaufstelle für Achtsamkeit und Neurowissenschaften in Österreich und Initiatorin des ersten Hochschullehrgangs mit Abschluss Master of Science in Achtsamkeit in Bildung, Beratung und Gesundheitswesen im deutschsprachigen Raum brachte interessante Impulse zum Thema Empathie und Mitgefühl. Vier unterschiedliche Keynotes, die einiges an Diskussion nach sich zogen. Ich fühlte mich an Kommunikationsmodelle, zum Beispiel Vier Seiten einer Nachricht erinnert. Wie unterschiedlich Perspektiven, Positionen (auch Mediator*innen haben Meinungen), Haltungen (!) und auch das Hör-Verständnis ausfielen, machten die Fragen und Anmerkungen deutlich.



Wertvolle Workshops


Ich habe mich für die idealen Workshops für mich und meine Mediationstätigkeit aus der Fülle an Angeboten entschieden. Zunächst durfte ich zu Tilman Metzger mit dem Thema Wie baue ich Mediand*innen eine Brücke zu Achtsamkeitsübungen?. Neben praktischen Übungen gab es konkreten Input, wie man Achtsamkeit aus der Esoterik-Ecke rausholen kann und auch Zielgruppen im wirtschaftlichen Kontext nahbar bringen kann. Am späten Nachmittag folgte der zweite Workshop von Rudi Ballreich und Anne Rickert: Mindfulness als Basiskompetenz für Online-Mediation (und auch für Mediation in Präsenz); ich bin dankbar für Erkenntnisse aus der Forschung und praktische Tipps für die Mediation online. Definitiv vertiefungswürdig. Am Samstag ging es für zunächst zu Robert Erkan und Hilke Prager deren Workshop den Titel Wie komme ich zu einer guten Selbstklärung als Mediatorin und Mediator in herausfordernden Zeiten trug. Eine Mediation mit den inneren Teilen zu machen, um Entscheidungen reflektiert und im Reinen mit sich zu treffen, ist eine tolle Methode, die ich demnächst definitiv ausprobieren werde. Wann gibt man seinen inneren Anteilen schon mal eine eigene Stimme und Platz, deren Bedürfnisse zu klären? Beeindruckt hat mich im letzten Workshop das Slam-Format für Demokratie von Dr. Evgeniya Sayko: demoSlam – mal anders streiten!, das sehr unterschiedliche Meinungen zu kontrovers diskutierten Themen in Form einer Performance auf die menschliche und persönliche Eben holt.



Ein Bilderrahmen hängt frei im Park und lädt zum Meditieren ein.
Eine Station des Achtsamkeitspfades im Park


Rahmenprogramm ohne Ende


Für diejenigen, die sich im Kongresscenter oder im angrenzenden Park aufhielten, gab es ein vielfältiges Rahmenprogramm: einen Achtsamkeitspfad, diverse Austausch- und Reflektionsformate für Feedback und Eindrücke, eine Fotostation, Informationsstände und ein leckeres, abwechslungsreiches Catering. Gelungen war auch die Party mit der Verleihung des Preises für Verständigung, der dieses Jahr an das Israel-Palästina-Projekt Trialoge von Shai Hoffmann und Jouanna Hassoun ging, den Ehrenpreis erhielt die Konflikthotline des Bundesverbandes Mediation e.v. Das Design des Preises übernahm die Künstlerin Sanja Zivo, die Teilnehmer des Kongresses zudem mit einem Andenken beglückte: Einer von 300 gemeinsam bemalten Würfeln. Ich besitze die Nummer 1.



Mein Würfel aus dem Kunstprojekt von Sanja Zivo
Nummer 1 von 300


Ein besonderes Lob möchte ich allen Ehrenamtlichen und Verantwortlichen und dem Team der Location aussprechen. Ich fühlte mich zu jeder Zeit gut betreut, geleitet und versorgt. Das einzige, was mir fehlte, war tatsächlich Zeit, um mich mehr auszutauschen und das Rahmenprogramm zu genießen ich freue mich jetzt schon auf den nächsten Kongress in zwei Jahren.






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