Eine Mediation ist nicht immer das richtige Mittel, um zu einer Lösung zu gelangen und es gibt Konstellationen und Gründe, die gegen eine Mediation sprechen können. Ich gebe hier einen Überblick anhand von Beispielen, in welchen Situationen eine Mediation keinen Sinn macht und eher nicht die Lösung ist.
Gefahr für die Sicherheit
Opferschutz steht an erster Stelle. Wenn eine der beteiligten Parteien physische und psychische Gewalt oder Bedrohungen ausübt, ist das ein No Go und eine direkte Mediation nicht angemessen. In solchen Fällen ist es besser, zunächst Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen und professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Möglich sind bei Einverständnis beider Parteien Shuttle-Mediationen, die nur aus Einzelgesprächen bestehen – auch so kann man Vereinbarungen erzielen, ohne dass die Beteiligten sich treffen müssen. In einer klassischen Mediation muss die Bereitschaft zum Zuhören aufgebracht werden können. Auch wenn es in Mediationsprozessen mal emotional und hitzig werden kann: ich dulde weder psychische noch verbale Gewalt und behalte mir vor, Mediationen zum Schutz von Personen und mir selbst abzubrechen.
Machtgefälle
Wenn ein erhebliches Ungleichgewicht der Macht zwischen den Parteien besteht, braucht es ausgleichende Methoden, wie zum Beispiel Einzelgespräche oder Shuttle-Mediation (eine Mediation, in der sich die Konfliktparteien nicht begegnen müssen). Sollte die mediierende Person es nicht schaffen, ausgleichend zu wirken und die wirklichen Interessen beider Parteien herauszuarbeiten, sollte die Mediation abgebrochen werden. Es ist wichtig, dass die betroffenen Parteien auf Augenhöhe verhandeln können. Diese Machtunterschiede gibt es sowohl im Arbeitskontext auf hierarchischer Ebene als auch in (Arbeits-)Beziehungen jeglicher Art.
Zu berücksichtigen sind außerdem versteckte narzisstische oder manipulierende, auch umgangssprachlich genannte "toxische" Persönlichkeitsanteile. Sollte es sich um echte Persönlichkeitsstörungen oder andere gravierende psychische Störungen handeln, ist eine Mediation nicht anzuraten. Ungeschulte Mediator*innen merken ggf. nicht, wenn die Mediation als Mittel zum Zweck missbraucht wird. Betroffene Partner*innen oder Elternteile sollten sich in diesem Fall zunächst an einschlägige Beratungsstellen wenden und sich rechtlich gut aufstellen. Ich beantworte Ihnen gerne Ihre Fragen, wenn Sie sich unsicher sind, ob eine Mediation das Richtige ist und nenne Ihnen bei Bedarf ggf. auch geeignete Beratungs- und Anlaufstellen.
Gleichzeitige Rechtsberatung
Eine Rechtsberatung wird durch das Mediationsgesetz ausgehebelt. Mediator*innen, egal welchen Herkunftsberufes, dürfen nicht rechtlich beraten. Denn wenn Sie das tun sind sie nicht mehr neutral und verletzen damit einen der Grundsätze der Mediation, die Allparteilichkeit (die neutrale Haltung der Mediatorin). Das ist auch einer der Gründe, warum man mit Jurastudium nicht zwangsläufig besser mediiert, denn man lernt als Anwalt, Partei zu ergreifen. Sollte Ihnen ein*e Mediator*in eine Rechtsberatung anbieten: Finger weg!
Konfliktparteien müssen sich während eines Mediationsprozesses verpflichten, laufende Prozesse und anwaltliche Konsultationen auf Eis zu legen, denn sie gefährden den Erfolg einer Mediation. Es spricht nichts dagegen eine in der Mediation getroffene Vereinbarung hinterher rechtlich prüfen zu lassen oder sogar die Anwält*innen mit in den Mediationsprozess einzubinden – dies kann den Prozess unter Umständen in die Länge ziehen, wenn die Rechtsbeistände einer Mediation nicht wohlgesonnen sind, aber auch Vorteile mitbringen, da sich Medianden unterstützt fühlen.
Kein Kooperationswille
Wenn eine oder mehrere Parteien nicht bereit sind, konstruktiv an einer Lösung mitzuarbeiten oder sich aktiv an der Mediation zu beteiligen, kann dies den Erfolg einer Mediation beeinträchtigen. Auch wenn kein gemeinsames Ziel formuliert werden kann, ist eine Mediation mitunter mühsam. Ein Scheitern der Mediation ist auch ein Ergebnis. Klare Schlussstriche können gesund sein. In solchen Fällen ist es möglicherweise besser, alternative Streitbeilegungsmechanismen oder rechtliche Schritte in Betracht zu ziehen.
Dringender Handlungsbedarf
Mediationen können schnell sein. Zwischenvereinbarungen mit einem klaren Ziel und Kurzzeitmediationen können schneller als die meisten Gerichte Lösungen hervorbringen. Es gibt allerdings auch Situationen, in denen eine schnelle Entscheidung oder Handlung erforderlich ist, die nicht in einer Mediation geklärt werden kann. Um Schaden zu verhindern oder dringende Bedürfnisse zu erfüllen, kann eine gründliche Konfliktklärung nicht das geeignete Mittel sein. In solchen Fällen ist es möglicherweise notwendig, unverzüglich Maßnahmen zu ergreifen und später weitere Schritte zur Konfliktlösung zu prüfen.
Mediation ist keine Therapie
Leiden die Konfliktbeteiligten an einer akuten Suchterkrankung (z.B. Alkohol, Drogen), einem gravierenden psychischen Problem oder sind nahe dem Burnout, ist Mediation meistens keine Option. Professionelle therapeutische Hilfe ist unabdingbar. Eine Mediation kann eine zusätzliche Belastung sein, die nur mit einer stabilen Verfassung angegangen werden sollte. Im Einzelfall kann zusammen mit behandelnden Therapeuten eine begleitete Mediation versucht werden, da eine Lösung zu Erleichterung und reduziertem Stress führt.
Sollte ich das Gefühl haben, dass ein therapeutischer Weg der richtige sein könnte, werde ich es ansprechen. Mediator*innen leisten keine Psychotherapie.
Am liebsten umsonst
Mediation ist Ihnen zu teuer? Das ist schade. Was ist Ihnen eine Lösung Ihres Problems wert? Mediation ist eine kostenpflichtige Dienstleistung, der eine teure Ausbildung zugrunde liegt und für die stetig Fortbildungen für den Erhalt der Zertifizierung in Anspruch genommen werden müssen. Die Kosten werden grundsätzlich auf die Mediand*innen (Konfliktpartner) aufgeteilt oder durch den Arbeitgeber getragen – dann kann das Unternehmen die Kosten sogar noch steuerlich absetzen. Bedenken Sie: die Kosten ohne Lösung des Konflikts bzw. im schlimmsten Fall durch ein Gerichtsverfahren wären noch höher. Die Kosten variieren je nach Komplexität des Falls und der Dauer der Mediation. Ein Tipp: Sie haben eine Rechtsschutzversicherung? Die übernehmen häufig und gerne die Kosten einer Mediation.
Sprechen Sie mich an, wir finden eine Lösung. Mir ist es wichtig, dass alle Menschen Zugang zu Mediation haben. Ich biete für gemeinnützige Vereine und Organisationen auch ProBono-Fälle an.
Fazit
Obwohl Mediation eine effektive Methode sein kann, gibt es Fälle, in denen andere Ansätze besser geeignet sein können. Es ist wichtig, die individuellen Umstände eines Konflikts zu berücksichtigen und gegebenenfalls professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen, um die beste Vorgehensweise zu bestimmen.
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